Esperanto

Es gab eine Zeit, so steht im alten Testament, in der alle Menschen auf der Welt die gleiche Sprache sprachen. Dies einte sie und vereinfachte die Zusammenarbeit zu einem solchen Ausmaß dass sie ein scheinbar unmögliches Projekt gemeinsam in Angriff nahmen: Sie wollten eine Turm bauen in der Stadt Babylon, der so hoch war, dass sie einfach in den Himmel klettern konnten.

Es war ein unverzeihlicher Akt von Überheblichkeit, und Gott war schnell zur Hand, seinen Zorn über diese überheblichen Sünder auszuschütten. Er verschonte ihr Leben, aber nicht ihre Sprache: Wie beschrieben in Genesis 11:7, war alles, was Gott zu tun brauchte, um das Unterfangen der Gotteslästerer zu unterbinden, ihre "Sprache zu verwirren, so dass sie einander nicht verstehen können".

Jahrtausende später sind wir immer noch am brabbeln. Nach Aussage von Linguisten gibt es heutzutage etwa 1500 gesprochene Sprachen in der Welt. (Sie haben Recht, wenn Sie diese Zahl anzweifeln!) Und obwohl niemand behaupten würde, dass die Verwirrung der Sprache der einzige Grund dafür ist, daß in der Welt so wenig Einigkeit herrscht, so steht sie doch einem Mehr an Kooperation im Weg. Nichts erinnert uns mehr an diese unbequeme Tatsache als die Vereinten Nationen. In den 1940er Jahren, als sie gegründet wurden, schlugen offizielle Vertreter vor, dass alle Diplomaten eine einzige Sprache sprechen müssten; eine Bedingung, die sowohl Verhandlungen vereinfachen würde als auch globale Harmonie symbolisieren würde. Aber Teilnehmerstaaten widersprachen - um ihre eigene linguistische Identität zu wahren - und ein Kompromiss wurde gefunden. Botschafter der Vereinten Nationen dürfen jetzt eine von 5 Sprachen sprechen: Mandarin Chinesisch, Englisch, Russisch, Spanisch oder Französisch.

Es gab im Lauf der Jahre mehr als 300 Versuche, eine globale Sprache zu erfinden und zu verbreiten; am bekanntesten der Versuch von dem polnischen Augenarzt L.L. Zamenhof. Die von ihm geschaffene Kunst-Sprache heißt Esperanto, und wird heute von mehr als 100.000 Menschen in 22 Ländern gesprochen.

Esperanto ist eine relativ leicht zu lernende Sprache. (Sprachenlernen ganz ohne Mühe und Anstrengung gibt es nicht!) Die Grammatik jeder Sprache enthält Regeln und Ausnahmen, die dem Lernenden unter Umständen das Leben schwer machen. Die Grammatik des Esperanto besteht aus insgesamt 16 (sechzehn!) Grundregeln und kennt keine Ausnahmen. Zu dieser Behauptung schulde ich Ihnen einige Beispiele:

Der bestimmte Artikel ist la, für alle Geschlechter und Fälle, für die Einzahl und die Mehrzahl. Einen unbestimmten Artikel gibt es nicht.

Das Hauptwort bekommt immer die Endung "o". Der Plural bekommt die Endung "j". Es gibt nur zwei Fälle: der Nominativ und der Akkusativ, an den zur Unterscheidung ein "n" angefügt wird. Genetiv und Dativ werden mit der Präposition ausgedrückt.

Das Eigenschaftswort endet immer auf "a". Deklination wie beim Substantiv.

Die Grundzahlwörter (undeklinierbar) sind folgende: unu (1), du (2), tri'(3), kvar (4), kvin (5), ses (6), sep (7), ok (8), naü (9), dek (10), cent (100), mil (1000).

Die persönlichen Fürwörter sind: mi (ich), vi (du, Ihr), li (er), ŝi (sie), ĝi (es; von Tieren oder Sachen), si (sich), ni (wir), iIi (sie [Mehrzahl]), oni (man).

Das Zeitwort hat weder Personen noch Mehrzahl. Die Endung drückt die Zeit aus: -as im Präsens, -is für die Zeiten der Vergangenheit, -os für die Zukunft.

Das Adverb endet auf e.

Alle Präpositionen regieren den Nominativ.

Allgemeine Regeln.

Jedes Wort wird gelesen so wie es geschrieben steht.

Der Akzent fällt immer auf die vorletzte Silbe.

Zusammengesetzte Wörter entstehen durch einfache Anreihung der Wörter.

Wenn im Satze ein Wort vorkommt, das von selbst eine verneinende Bedeutung hat, so wird die Negation ne weggelassen.

Auf die Frage “wohin" nehmen die Wörter die Endung des Akkusativs an; z.B. tie da; tie'n dahin.

Jede Präposition hat eine bestimmte, feste Bedeutung.

Fremdwörter, d. h. solche Wörter, welche die Mehrheit der Sprachen aus einer und derselben fremden Quelle entlehnt hat, werden in der internationalen Sprache unverändert gebraucht, indem sie nur die internationale Orthographie annehmen.

Die Endung des Substantivs und des Artikels kann ausgelassen werden, indem man dieselbe durch einen Apostroph ersetzt.

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