Ausstellung "Hommage an die Frau"

Stadthalle Merzig am 10.10.04

Das älteste, uns bekannte Kunstwerk ist eine vor etwa 150.000 Jahren aus Ton modellierte Statuette einer Frau. Die Archäologen haben sie Luzie genannt. Wer auch immer sie geschaffen hat, und gleichgültig aus welchem Grund, es ist möglicherweise die älteste Hommage an die Frau.

Sie sehen, das Thema dieser Ausstellung ist nicht neu. Albert Kettenhofen hat dazu gesagt: "Wenn ich schriftstellerische Fähigkeiten hätte, würde ich mich mit dem Thema anders auseinandersetzen." Gut, seine Sprache ist die Malerei, die – wie Paul Klee sagt – nicht das Gesehene wiedergibt, sondern sichtbar macht. In die gleiche Richtung geht eine Bemerkung von Picasso, die ich sinngemäß zitiere: die Malerei ist nicht dazu da, die Wohnung zu verschönern, sondern sie ist eine Waffe zum Angriff und zur Verteidigung. Lassen Sie es mich so interpretieren: die Malerei ist das Ausdrucksmittel, mit dem der Künstler uns etwas sagt.

Die Frau ist Mittelpunkt des langjährigen künstlerischen Schaffens von Albert Kettenhofen. Er hat in seinen Bildern die Körper in der Darstellung auf das Wesentliche reduziert und will mit der Farbe und der Gestik das Geschehen (Sehnsucht, Freude, Erwartung, Abschied) zum Ausdruck bringen.

Er bedient sich dabei vier verschiedener Techniken:

Öllasur: ein Arbeitsprozeß , der sich wegen des Trocknens über 14 Tage hinzieht – pro Bild. Öllasur ist eine ganz dünne Farbe. Sie wird in drei, vier, manchmal fünf Arbeitsgängen aufgetragen. Dazwischen muss sie trocknen. Durch das mehrmalige Auftragen wird eine Brillanz erreicht, die mit üblichen Deckfarben nicht möglich ist. Acryl wird ähnlich wie Ölfarbe aufgetragen, nur mit Wasser statt mit Öl. Radierungen: Flächen werden stufenweise geätzt, um die Helligkeitsgrade zu erreichen. Bleistiftzeichnungen, aber die brauche ich wohl nicht zu erklären. Bitte achten Sie bei den acht Öllasurbildern auch auf die lyrischen Texte, die Herr Sämann extra dafür ausgesucht hat.

In den Acrylbildern soll das Wesen der Frau dargestellt werden. Die Bilder haben Titel wie Plausch am Wasser, Sommerspiele, Mußestunde usw.

Es fällt auf, dass alle Szenen in hellem Lichte dargestellt sind. Es ist nirgendwo eine rote Laterne.

Albert Kettenhofen gibt uns mit den Bildern dieser Ausstellung seine Impressionen vom Thema. Impressionen? Ist Albert Kettenhofen ein verspäteter Impressionist? Zugegeben, ich tue mir schwer mit den –ismen, denn für mich sind sie Etiketten, die man auf eine Flasche klebt. Und was ist in der Flasche? Das Gemeinsame einer Epoche. Eine Gewissensfrage: Sehen Sie in der bildenden Kunst des Jahres 2004 eine Gemeinsamkeit?

Wichtiger ist mir die Frage, warum hat der Künstler dieses Bild gemalt. Was hat er sich dabei gedacht? Und da verrate ich Ihnen lieber einiges aus meinem Gespräch mit Albert Kettenhofen bei der Vorbereitung dieser Ausstellung.

Wir haben uns über die Rolle der Frau in den verschiedenen Epochen unterhalten. Dabei fiel uns beispielsweise die Pharaonin Hatschepsut ein. Sie hat vor dreieinhalbtausend Jahren gelebt. Um sich in ihrer männlichen Umgebung durchzusetzen, hatte sie sich einen Bart angeklebt. Sie glaubte, als nachgemachter Mann mehr Erfolg zu haben. Ein Irrtum, der bis heute noch nicht ganz ausgeräumt ist.

Ihre Nachfahrin Kleopatra, fünfzehnhundert Jahre später, setzte offensichtlich auf andere Attribute, um ihren Willen bei Caesar, Marcus Antonius und Augustus durchzusetzen. Und die Herren aus Rom gaben nach, wie wir wissen.

Lassen wir das Altertum dabei bewenden. Ich denke an bedeutende Frauengestalten des 20. Jahrhunderts:

Bertha von Suttner, die erste Frau, die den Friedensnobelpreis (1905) erhielt. Ihre letzten Worte waren der Titel ihres Buches „Die Waffen nieder.“

Marie Curie. Nur ein Wissenschaftler hat zweimal den Nobelpreis (1903 und 1911) bekommen, und das war eine Frau.

Maria Montessori, die die Erziehungsmethoden revolutioniert hat. Ganz wichtig für die Entwicklung der Pädagogik war ihr Buch „Die Methode der wissenschaftlichen Pädagogik, angewandt auf die Kindererziehung in den Kinderhäusern“

Die Liste kann beliebig erweitert werden. Ich nenne als Beispiel nur Mutter Teresa.

Hommage an die Frau. Ich denke dabei auch an die Rolle der Frau in der Werbung. Nicht alles, was die Motivation zum Kauf fördern soll, kann ich mit meinem Begriff von Würde vereinbaren. Eine löbliche Ausnahme ist der Werbespot der Firma Vorwerk. Sicher kennen Sie den Dialog zwischen zwei Frauen: "Und was machen Sie – beruflich?" Nun wird in einer flotten Schnittfolge der Alltag der Hausfrau und Mutter eingeblendet. Und dann kommt die mit Recht selbstbewusste Antwort: "Ich leite ein erfolgreiches kleines Familienunternehmen." Auch das ist eine Hommage an die Frau, an die vielen, die nicht im Rampenlicht der Öffentlichkeit stehen und die ihren eigenen Wert nicht nur über die Erwerbstätigkeit definieren.

Die Frau - das unverstandene oder das unverständliche Wesen? Dazu eine kleine Anekdote: Ein Mann hatte bei einer guten Fee einen Wunsch frei. Er überlegte kurz und sagte: Mein Weg zur Arbeit ist so schwierig, ständig Kurven, enge Straßen und dabei Gegenverkehr. Ich wünsche mir eine Autobahn von daheim bis zu meiner Arbeit. – Die Fee antwortete ihm: Das würde ich gern tun, aber das ist einfach völlig unmöglich. Dein Weg führt an Steilklippen vorbei, die senkrecht zum Meer abfallen. Eine breitere Straße als die jetzige ist ganz und gar ausgeschlossen. Technisch unmöglich. Hast du einen anderen Wunsch? Der Mann: Ja, ich möchte die Frauen verstehen. – Fee: Wolltest du die Autobahn zwei- oder dreispurig?

Ich bin kürzlich auf einen Text gestoßen, den ich Ihnen vorlesen möchte. Leider weiß ich nicht, wer der Autor ist.

Ein kleiner Junge fragte seine Mutter: „ Warum weinst Du?“
„Weil ich eine Frau bin“, erzählte sie ihm
„Das versteh´ ich nicht“, sagte er.
Seine Mama umarmte ihn nur und sagte: „ Und das wirst Du auch niemals“.
Später fragte der kleine Junge seinen Vater: „Warum weint Mutter scheinbar ohne einen Grund?“
„Alle Frauen weinen ohne Grund“ war alles, was der Vater sagen konnte.
Der kleine Junge wuchs heran, wurde ein Mann und fragte sich immer noch, warum Frauen weinen.
Endlich rief er Gott an, und als Gott ans Telefon kam, fragte er:
„Gott, warum weinen Frauen so leicht?“
Gott sagte: „Als ich die Frau machte, musste sie etwas Besonderes sein“.
„Ich machte ihre Schultern stark genug, um die Last der Welt zu tragen, doch sanft genug, um Trost zu spenden.
Ich gab ihr eine innere Kraft, um sowohl Geburten zu ertragen, wie die Zurückweisungen, die sie von ihren Kindern erfährt.
Ich gab ihr eine Härte, die ihr erlaubt weiterzumachen, wenn alle anderen aufgeben und ihre Familie in Zeiten von Krankheit und Erschöpfung zu versorgen, ohne sich zu beklagen.
Ich gab ihr Gefühlstiefe, mit der sie ihre Kinder immer und unter allen Umständen liebt, sogar, wenn ihr Kind sie sehr schlimm verletzt hat.
Ich gab ihr die Kraft, ihren Mann mit seinen Fehlern zu ertragen und machte sie aus seiner Rippe, damit sie sein Herz beschützt.
Ich gab ihrer Weisheit, damit sie weiß, dass ein guter Ehemann niemals seine Frau verletzt, aber manchmal ihre Stärke und ihre Entschlossenheit testet, unerschütterlich zu ihm zu stehen.
Und am Schluss gab ich ihr eine Träne zum Vergießen. Die ist ausschließlich für sie, damit sie davon Gebrauch macht, wann immer es nötig ist.
Siehst Du: Die Schönheit der Frau ist nicht in der Kleidung, die sie trägt, nicht in der Figur, die sie hat oder in der Art, wie sie ihre Haare trägt, zu sehen.
Die Schönheit der Frau muss in ihren Augen erkannt werden, weil sie das Tor zu ihrem Herzen sind, der Ort, an dem die Liebe wohnt.
Mit den Bildern der Ausstellung will Albert Kettenhofen dieser Frau, Ihnen, meine Damen, sagen: Danke, daß es euch gibt.